Allgemein:


Meine Kenntnisse über die Vogelwelt beschränken sich fast ausschließlich auf Erfahrungen im Umgang mit Vögeln und aus Beobachtungen. Man möge mir daher kleine Abweichungen und Unstimmigkeiten in meinen Aussagen gegenüber der "Wissenschaft" verzeihen.

Da ich auf dem Land aufwuchs, hatte ich von je her Kontakt zu der Tierwelt in freier Natur. Sehr bald mußte ich feststellen, daß mich Vögel besonders interessierten, davon am meisten die Rabenvögel. Mein Interesse an den Rabenvögeln kommt wohl daher, daß sie im Gegensatz der meisten anderen heimischen Vögel, Verhalten aufweisen, welches sich nicht nur auf fressen, schlafen und Brutpflege beschränkt. Sie können z. B. gesellig sein, spielen, nur dasitzen und nichtstun, Schabernack treiben (auch in der Natur!). Außerdem haben sie meist eine starke Bindung zum Partner. Einige dieser Eigenschaften sind ebenfalls den Spatzen und Staren zu zuschreiben.

Als Schuljunge hatte ich einen Eichelhäher (mehr durfte ich nicht haben). Mein erstes Erlebnis mit einem Raben hatte ich im Alter von 24 Jahren. Damals pflegte ich einen Raben mit gebrochenem Flügel gesund. Dies ist nicht ganz einfach wenn er nach Genesung auch wieder fliegen können soll.

Rabe

Man muß zunächst sein volles Vertrauen gewinnen, dann erst ist es möglich, ihn zu bandagieren ohne daß er sich gleich wieder alles herunter reißt. Außerdem darf er beim Annähern keine Fluchtreaktion mehr zeigen, er würde dabei die Flügel bewegen wollen und die Bruchstelle käme nicht zur "Ruhe".
Dies alles geschah damals in einer Mietwohnung, unser erstes Kind war gerade erst einige Monate alt. Der Rabe durfte überall umhergehen und hatte eine niedrige Sitzstange. Alles, damit er nicht versucht war, seine Flügel zu bewegen. Da er im November zu uns kam, wir einen kalten Winter hatten, konnte ich ihn erst im Frühjahr wieder der Natur übergeben. Den Kälteschock von der warmen Stube aus nach draußen, hätte er sicherlich nicht überlebt. Allerdings bedurfte es einige Tage Flugübungen im Freien, bis er sich bequemte, wieder seine eigenen Wege zu gehen.
An dieser Stelle muß erwähnt werden, daß dies alles nur durch meine liebe, verständnisvolle Frau möglich war. Sie ließ mich nicht nur Gewähren, sie stand mir oftmals tatkräftig zur Seite. Dieser Zustand dauert noch heute an !

Aber zurück zu den Vögeln. Zwischenzeitlich verbrachten -wie in vielen anderen Familien auch- einige Wellensittiche ihr gesamtes Leben bei uns. Auch ein verletzter Grünfink war Wintergast. Einen eingefangenen Nymphensittich habe ich auch einige Wochen versorgt bis ich den Besitzer ausfindig machen konnte. Bei einem Raben mit gebrochenem Flügel wiederholte sich das oben geschilderte Spiel. Diesem konnte ich aber schon nach 3-4 Wochen die Freiheit zurück geben. Einen weiteren Raben fand ich total erschöpft in einem Acker unter praller Sonne. Beim Versuch, ihn auf einen schattigen Ast zu setzen, konnte er sich dort nicht mehr halten. Wie ich später sah, war es ein Jungvogel der beim Nestverlassen im Acker landete und dort von der Sonne überrascht wurde. Ich nahm ihn nach Hause und päppelte ihn auf. Er war 10 Tage mein Gast.
Ein ebenfalls erschöpfter Spatz -er hatte sich in einem Gartennetz verfangen- war nach etwas Wasser und einem Bad wieder schnell auf den Beinen.

Spatz

Er konnte fressen, trinken, schlafen und fliegen. Nur wollte er nicht mehr fort, und das nach nur 4 Stunden in meiner Obhut. Ich mußte ihn im Freien wegschubsen, damit er mich wieder verließ.
Bei einem Spaziergang fand ich unter einem Baum ein nacktes "Etwas" an Vogel. Ich sah zuvor, daß sich ein Eichelhäher an einem Loch, hoch oben im Baum zu schaffen machte. Keine Chance den Kleinen zurückzusetzen. Ich päppelte ihn mühsam auf, es wurde daraus der Star Felix..

Star

Durch die lange Zeit der Aufzucht erfuhr er so eine starke Prägung, daß es keinen Sinn machte, ihn wieder auszusetzen. Er hätte dies nicht überlebt. Also blieb Felix bei uns, lernte sprechen (!) und starb im Alter von fast sieben Jahren an Altersschwäche.

Die letzte "Vogelbegebenheit" bezieht sich auf den Raben Jakob. Ihn entdeckte ich flugunfähig auf dem Waldboden sitzend. Er hatte gerade das Nest frisch verlassen und konnte (noch) nicht fliegen. Ich beobachtete ihn jeden Tag, ob er denn schon fliegen kann. Dem war nicht so. Nach etwa 10 Tagen entschloß ich mich, ihn für ein paar Tage, höchstens aber ein paar Wochen mit nach Hause zu nehmen. Damit er nicht noch im letzten Moment dem Fuchs zum Opfer fällt.
Nachdem sich selbst nach einem halben Jahr beim Jakob kein "fliegenkönnen" abzeichnete wurde ein Tierarzt konsultiert. Dieser eröffnete mir, daß daraus auch nichts wird. Er habe Knochen- und Gelenks-Veränderungen und dies sei ein Geburtsfehler. Somit war Jakob`s Schicksal entschieden: Der Natur konnte ich ihn nicht übergeben, er hätte nicht überlebt. Also bleibt Jakob bei mir und ich gehe jeden Tag mit ihm spazieren. Hierbei hat er auch seine Bewegung und kommt in die Natur. Dieser Zustand dauert nun schon 5 Jahre und wahrscheinlich wird er noch sehr alt !

Stand: Juli 2001

Näheres hierüber läßt sich noch den jeweiligen Seiten entnehmen.