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Was gibt es über Jakob sonst noch zu berichten?
Beim täglichen Spaziergang, den wir beide nach wie vor absolvieren, wird immer ein Ast- oder Baum-Sitz-Stop eingelegt. Dabei putzt er grundsätzlich sein Gefieder. Bei entsprechendem Wetter nimmt er dabei auch meist ein Sonnenbad. Dabei breitet er die Flügel aus, sträubt die Körperfedern und hält alles der Sonne entgegen. Mit dem dabei offenen Schnabel sorgt er für Abkühlung. Wie z. B. ein Hund, kann ein Rabe auch nicht schwitzen und muß daher auf diese Weise einer Überhitzung vorbeugen. Wenn Jakob also auf einigen Bildern mit offenem Schnabel zu sehen ist, so ist das ganz normal.
Die Schwingen- und Schwanz-Federn des Raben sind durchgehend schwarz. Die kürzeren Körper- oder Deck-Federn sind nur an den Enden schwarz. Darunter sehr hell, fast weiß. So kommt es, daß immer mal helle Stellen durchschimmern, falls er zerzaust ist. Die Körperlänge der Rabenkrähe mißt von Schnabel- bis Schwanz-Spitze 40-45 cm.
Jakob beim Gefiederputzen (mein Stöckchen hat er sich auch unter die Füße geklemmt)
Wie auf dem unteren Bild zu sehen, hält Jakob auch mal am Boden ein Sonnenbad ab.
Ein Sonnenbad am Boden
Damit ich Jakob unterwegs etwas zeigen und für ihn herumstochern kann, habe ich immer ein kleines Stöckchen bei mir. Auf Dieses ist er ganz wild. Falls ich es ihm gebe, trägt er es quer im Schnabel. Bei einem Halt steht er dann drauf, also "nicht mehr her geben". Falls er das Meinige nicht bekommt, sucht er sich laufend selbst ein Stöckchen und trägt dieses mehr oder weniger lang mit sich herum (ich glaube er meint, daß gehört sich so, ich trage ja auch eins).
Nun mußte ich feststellen, daß Jakob seit Anbeginn sehr geschickt mit Stöckchen umgehen kann. Falls er es beim Aufnehmen nicht im Gleichgewicht hat, legt er es kurz ab und faßt etwas versetzt nach. Aber immer auf der richtigen Seite und mit dem richtigen Maß.
Kommt er beim "Quertragen" an ein beidseitiges Hindernis (z. B. an einen Feldweg der an beiden Seiten der Radspur hohes Gras hat), so faßt er das Stöckchen sofort an einem Ende und zieht es hinter sich her. Wenn ich da an Hunde denke die in einem ähnlichen Fall 5-10 mal mit ihrem Stecken gegen ein Hindernis rennen und dann mehr oder weniger zufällig durch kommen, ist das kein Vergleich. Jakob stößt nur einmal dagegen und weiß Bescheid!
Auch zu Hause an der Käfigtür gibt es mit langen Stöckchen keine Probleme.
Jakob mit Stöckchen
Wie manche anderen Vögel auch, nimmt Jakob gerne ein Ameisenbad. Dazu stochert er erst mal ordendlich in einem Ameisenhaufen herum, damit die Bewohner ganz aufgebracht sind. Dann legt er sich mit ausgebreiteten Flügeln über den Haufen, sträubt seine Federn und läßt die Tierchen ins Gefieder kriechen. Außerdem hilft er noch ordentlich nach, indem er sich die Ameisen mit dem Schnabel ins Gefieder schiebt. Er ist dann in kürzester Zeit mit Ameisen übersät. Es ist eine Instinkt-Handlung. Die dabei von den Ameisen versprühte Säure ist anscheinend ein guter Schutz gegen Ungeziefer wie zum Beispiel Milben. Dabei scheint er sich recht wohl zu fühlen. Ich muß jedesmal diesem Spiel ein gewaltsames Ende bereiten. Jakob hört selbst nach einer viertel Stunde von sich aus nicht auf.
Während die aufgebrachten Ameisen herumrennen, versuchen sie meist ihre Eier und Puppen in Sicherheit zu bringen. Dies sind kleine längliche Kügelchen mit der Farbe weiß bis gelb. Dieser Anblick ist in Jakob ebenfalls fest verankert, genauso wie die Ameisen selbst. Dies führt dazu, daß er beim Anblick einer kohlensäure- haltigen Mineralwasser-Flasche fast aus dem Häuschen gerät !
Er weiß, wenn die Flasche geöffnet wird, bewegen sich darin Perlen, genauso wie Ameisen-Puppen. Folgedessen legt er sich mit ausgebreiteten Flügeln hin und erwartet die Ameisen (oder was auch immer). Meine Frau und ich kommen oft nicht umhin, etwas von diesem Wasser auf ihn zu schütten. Jakob versucht dann mit flinken Bewegungen, sich die Perlen in`s Gefieder zu schieben. Ab und zu ist es schon mal nötig, eine halbe Flasche für ein Bad zu opfern. Obwohl er dabei sicher nicht das Gleiche wie bei richtigen Ameisen empfindet, ist er von diesem Gebahren nicht abzubringen. Seit Jahren heißt deshalb das kohlensäurehaltige Mineralwasser bei uns Perlen- oder Ameisen-Wasser. Ich dagegen trinke nur stilles Wasser mit grünem Etikett (statt blau), das läßt ihn kalt. Aber meine Frau hat schon ihre Trink- und Bettel-Probleme mit ihrem blauen Etikett !.
Jakob auf meinem Knie
Oft setze ich mich unterwegs mit aufgestelltem Knie in`s Gras. Sofort ist Jakob da und erobert den erhöhten Aussichtspunkt. In so einer Position sind wir (oder nur er) einmal von einem Habicht angegriffen worden. Jakob hatte ein ausgiebiges Bad am Bach hinter sich, war pudelnaß und wollte sich am Waldrand in der Sonne trocknen. Obwohl er intensiv mit Putzen beschäftigt war, entging ihm der herabstürzende Habicht nicht. Er stieß einen Schrei aus den ich bis dahin nicht kannte. Ich blickte sofort hoch und sah nur einen größeren Punkt mit etwas "winkeligem" an den Seiten. Sofort schrie ich auch und fuchtelte mit den Armen. Dieses "Etwas" wurde rasend schnell größer und bog im letzten Moment seitlich in die Bäume ab. Dort blieb es einen Moment sitzen und ich konnte dann gut erkennen, daß es ein Habicht war. Er raste also zuvor im Sturzflug mit angewinkelten Flügeln auf Jakob zu. Mich in meiner sitzenden Haltung hatte er anscheinend gar nicht wahrgenommen. Aber solche Greifvögel haben einen Blick dafür, ob ein Geschöpf nicht ganz auf der Höhe ist. Darum hat er noch ein weiteres Mal versucht, Jakob zu erhaschen.
Es war ganz in der Nähe von damals. Ich setze Jakob auf einem Ast ab und entfernte mich etwa drei Meter. Da hörte ich wieder diesen fürchterlichen Angstschrei von Jakob. Ohne erst richtig zu schauen schrie ich wiederum, rannte auf Jakob zu und fuchtelte mit den Armen. Dann sah ich den Habicht zwischen den Bäumen waagerecht auf Jakob zufliegen. Auch diesmal ließ er erst im letzten Moment von seinem Vorhaben ab und drehte seitlich weg.